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Sonntag, 31. Januar 2021
Dienstag 05. März 2013

Tempo 30 Initiative für Europa: Neue Plattform in Österreich

Rubrik: Aktuelles

Deutlich reduzierter Bremsweg bei Tempo 30

“30km/h macht die Straßen lebenswert!” Diese unzweifelhafte Tatsache macht die Europäische Bürgerinitiative für EU-weit Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit in Wohngebieten zu ihrem Motto. Nach der erfolgreichen Unterschriftensammlung gegen die EU-Wasserprivatisierungs-Initiative ist diese neue EU-Volksbegehren in der Startphase. Ziel: Bis 13.11.2013 sollen EU-weit eine Million Unterschriften gesammelt werden, um Tempo 30 als generelle Höchstgeschwindigkeit in Wohngebieten einzuführen. Die Gemeinden sollen jedoch wie bisher die Möglichkeit haben, bestimmte (Vorrang-)Straßen mit anderen Tempolimits auszustatten. Zur Unterstützung diese Themas hat sich in Österreich nun eine breite Plattform gebildet, der auch die Radlobby Österreich und damit die Initiative FahrRad OÖ angehört.

Online unterschreiben bitte hier: www.30kmh.eu

Als Sprecher der Radlobby Österreich bekräftigt Alec Hager: „Der Alltagsradverkehr nimmt in allen Städten Europas signifikant zu, das ist auch in Österreich stark sichtbar: Die Städte Graz, Salzburg und Innsbruck haben bald 20% Radverkehrsanteil erreicht, Wien hatte heuer 10% Zuwachs. Als umweltfreundlichstes Verkehrsmittel braucht das Rad die beste, sicherste mögliche Umgebung im Stadtverkehr, und dafür ist Temporeduktion ein wichtiger Beitrag. Daher unterstützt die Radlobby Österreich als Bundesverband aller RadinteressensvertreterInnen die Europäische Bürgerinitiative: Ja zu generellem Tempo 30 in Ortsgebieten! Das kommt nicht nur den 150.000 AlltagsradlerInnen in Österreich zu Gute, sondern erhöht die Lebensqualität aller!

In Österreich wird dieses Vorhaben von Umwelt- und Verkehrsorganisationen wie Ärzte für eine gesunde Umwelt, Klimabündnis, Radlobby Österreich, VCÖ und dem Fußgängerverein Walk Space unterstützt. Für Doz. Dr. Hanns Moshammer, Vorsitzender der ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt, ist Tempo 30 in Wohngebieten die kostengünstigste Maßnahme für mehr Sicherheit und Lebensqualität in Wohngebieten. Es reduziert die Zahl der Verkehrsunfälle und Verkehrsverletzten, macht die Straße als Verkehrs- und Lebensraum wieder verträglicher und attraktiver für FußgängerInnen, RadfahrerInnen, Kinder und SeniorInnen. Außerdem bringt es bessere Umwelt- und Stadtqualität, denn durch den gleichmäßigeren Verkehrsfluss wird der Verkehr leiser und schadstoffärmer.

In der Stadt Graz ist die Maßnahme Höchstgeschwindigkeit Tempo 30, ausgenommen Vorrangstraßen seit mehr als 20 Jahren bereits umgesetzt. Die Zahl der Verkehrsunfälle und Verletzten hat sich um ca. 20% reduziert, die Zahl der Verkehrstoten verringerte sich um mehr als die Hälfte. Die anfangs sehr umstrittene Maßnahme hat heute bei den GrazerInnen einen Zustimmungsgrad von mehr als 80%.

Die Initiatoren des Volksbegehrens sehen es an der Zeit, dass diese positiven und lebensrettenden Erfahrungen mit niedrigerem Geschwindigkeitslimit in Wohngebieten eine breitere Umsetzung finden. Verkehrssicherheit ist auch für die EU ein wichtiges Thema. Mit dem neuen politischen Instrument der „Europäischen Bürger/Innen-Initiative“ kann direkt Einfluss auf die Gesetzgebung der EU genommen werden. Wird binnen eines Jahres die Zahl von mindestens 1 Million Unterstützungserklärungen aus sieben oder mehr Mitgliedsländern der EU erreicht, so ist die EU-Kommission verpflichtet, das Thema aufzugreifen, eine Lösung vorzuschlagen und gegebenenfalls gesetzgeberisch tätig zu werden.

Neben der Sicherheit des Radverkehrs gibt es viele weitere Gründe für Tempo 30:

GESUNDHEIT

Vorsitzender der ÄGU, ÄrztInnen für eine Gesunde Umwelt, Hanns Moshammer: „Sicherere Straßen gerade für die schwächsten Verkehrsteilnehmer sind in Wohngebieten wichtig für die Lebensqualität. Wenn ein Fußgänger mit 30 km/h angefahren wird, hat er eine 75-prozentige Chance den Unfall zu überleben. Bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h sind es nur mehr 25%.
Wenn Eltern ihre Kinder nicht mehr allein hinaus lassen können, weil das Umfeld vor der Haustüre zu gefährlich ist, beeinträchtigt das die Selbständigkeit und motorische Entwicklung der Kinder. Wir fanden, dass Kinder, die selber (zu Fuß oder mit dem Rad) zur Schule kommen, ein besseres Konzentrationsvermögen haben als ihre Mitschüler, die von den Eltern mit dem Auto in die Schule gebracht wurden. Aber sogar in atemphysiologischen Tests schnitten die selbständigeren Kinder besser ab!“

WENIGER LÄRM UND WENIGER SCHADSTOFFE

Mobilitätsexperte von Klimabündnis Österreich, Peter Czermak: „Geringere Geschwindigkeiten führen im Verein mit einem gleichmäßigeren Verkehrsfluss zu weniger Treibstoffverbrauch und zu weniger Abgasen. Das ist unmittelbar gut für die Umwelt, das Klima und die Gesundheit. Es bedeutet weniger Stress und weniger Lärm, und damit auch eine ungestörte Nachtruhe. Bei geringeren Regelgeschwindigkeiten kann vielfach auf Streusplitt und Salz verzichtet werden. Das nützt der Natur und reduziert die Staubbelastung in den Städten.“

ATTRAKTIVE STÄDTE UND GEMEINDEN UND MEHR PLATZ FÜR DEN UMWELTVERBUND

Mobilitätsexperte des VCÖ – Mobilität mit Zukunft, Markus Gansterer: „Im Vorjahr wurden in Wien erstmals mehr Alltagswege zu Fuß zurückgelegt als mit dem Auto, macht der VCÖ aufmerksam. Gerade in den Städten verliert das Auto für die Mobilität der Menschen stark an Bedeutung. Deshalb ist autoorientierte Verkehrspolitik, wie Tempo 50 im Ortsgebiet, heute nicht mehr zeitgemäß. Die Verkehrspolitik hat sich dem geänderten Mobilitätsverhalten anzupassen und fußgängerfreundliche Bedingungen in den Gemeinden und Städten zu schaffen. Die Österreicherinnen und Österreicher gehen im Alltag wieder mehr zu Fuß. Das ist gesund, gut für die Umwelt und angesichts steigender Spritpreise kostengünstig. Umso wichtiger ist es, dass die Gemeinden und Städte fußgängerfreundlich werden. Tempo 30 statt Tempo 50 im Ortsgebiet ist dabei von zentraler Bedeutung.“

FUSSGÄNGERFREUNDLICH

Obmann von Walk-Space.at, Dieter Schwab: „FußgängerInnenchecks in ganz Österreich zeigen: Eine möglichst geringe Geschwindigkeit der Autos im Siedlungsgebiet ist neben einer geeigneten Gestaltung die Grundvoraussetzung für lebenswerte Straßenräume, für fußläufige attraktive Wohngebiete, gute Querungsmöglichkeiten, dient der FußgängerInnensicherheit und ist eine Grundvoraussetzung, dass Kinder eine Mobilität abseits einer automobilen kennenlernen können. Zudem nehmen bei Tempo 30 AutofahrerInnen mehr Rücksicht auf Kinder, Tempo 30 bringt mehr Sicherheit für Nicht-Motorisierte und es passieren weniger Unfälle.“

HIER SIND 10 GUTE GRÜNDE aufgelistet: ADFC

Online unterschreiben bitte hier: www.30kmh.eu



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