Pöstlingbergbahn: keine Radmitnahme mehr?
Rubrik: Aktuelles LinzMit der Revitalisierung der Pöstlingbergbahn soll keine Fahrradmitnahme mehr möglich sein. Die "Aktion Pöstlingberg" und die Initiative FahrRad starteten eine Unterschriftenaktion und hoffen auf zahlreiche Unterstützungen.
Die Radmitnahme in der Pöstlingbergbahn war mehr als 100 Jahre lang bis zur Revitalisierung in allen Fahrzeugen möglich und wurde vor allem von den BewohnerInnen des Pöstlingbergs oft genutzt, um den beschwerlichen Heimweg mit dem Fahrrad zu erleichtern. Im Zuge der „Revitalisierung“ der Pöstlingbergbahn werden drei neue Niederflurfahrzeuge eingesetzt werden, nur drei der alten Fahrzeuge werden weiterhin im Betrieb sein. Eine Radmitnahme soll aber laut Linz Linien weder in den neuen noch in den alten Fahrzeugen möglich sein: laut behördlicher Auflagen sind keine außenliegenden Halterungen mehr erlaubt. Für Kinder und ältere Personen, die am Pöstlingberg wohnen, ist der Anstieg beim Radfahren eine Hürde; Dr. Sigrun Schönfelder von der Aktion Pöstlingberg: „Wenn man Fahrräder nicht mehr mitnehmen kann, schließt das für sie das Rad als Verkehrsmittel aus.“
Die Linz Linien verweisen des weiteren auf ihre Beförderungsbedingungen, nach denen im Inneren von Fahrzeugen "aus Sicherheitsgründen" keine Fahrräder transportiert werden dürfen. Einige städtische Verkehrsbetriebe in Europa bieten eine Radmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln, einige sogar in Straßenbahnen und Bussen (Beispiel: Innsbruck, Zürich). Die Erfahrung in Berlin zeigt: "Es hatte sich nicht bewährt, nur einzelne Züge für die Fahrradmitnahme zu bewerben" - daher ist dort seit 2002 eine Radmitnahme in allen Straßenbahnen, auch z.B. den alten "Tatra"-Straßenbahnen mit ihren beengten Platzverhältnissen erlaubt.
Eine vorbildliche Lösung für die Radmitnahme wurde bei der Stuttgarter Zahnradbahn geschaffen: seit 1983 gibt es dort spezielle "Vorstell-Wagen", auf denen bis zu 10 Fahrräder mitgenommen werden können (siehe Foto). Die Fahrräder können dabei von den Fahrgästen einfach selbst auf- und abgeladen werden. Auch dieser Lösung stehen die Linz-Linien "aus Sicherheitsgründen" ablehnend gegenüber.
Die ARGE Pöstlingberg und Initiative FahrRad OÖ fordern eine Radmitnahme in allen Fahrzeugen der Pöstlingbergbahn ab Haltestelle „Landgutstraße“ sowie die Beibehaltung des 20 min Takts.
Bitte unterstützen Sie die Unterschriftenaktion der ARGE Pöstlingberg und Initiative FahrRad OÖ!
Übergabe der Unterschriften
22.4.2009: 1266 Unterschriften für eine Radmitnahme in der revitalisierten Pöstlingbergbahn wurden an Linz-Linien Direktor Rathberger übergeben. Rathberger betonte, dass den Linz Linien die RadfahrerInnen durchaus wichtig wären, und die Linz Linien bei der behördlichen Bewilligung auf jeden Fall eine Fahrradmitnahme beantragen werden. Allerdings sieht er aufgrund der Vorgespräche mit den Behörden kaum Erfolgschancen. Die Initiative FahrRad wird sich weiterhin für eine Radmitnahme in der Pöstlingbergbahn (und auch in allen öffentlichen Verkehrsmitteln) einsetzen.
Antrag im Gemeinderat
23.4.2009: Die Linzer Grünen stellen im Gemeinderat einen Antrag, die Verantwortlichen der Linz AG Linien zu ersuchen, die Mitnahme von Fahrrädern in der Bergbahn auch zukünftig zu ermöglichen. "Es kann doch nicht das unüberwindbare Problem sein, auch für den Pöstlingberg kreative Ideen zu entwickeln und eine entsprechende Lösung zu finden, damit die Radmitnahme auch zukünftig möglich ist", fordert die Grüne Gemeinderätin Gerda Lenger. Leider wird der Antrag durch die Stimmenthaltung der SPÖ abgelehnt.
Postkartenaktion zur Wiedereröffnung
29.5.2009: „Eine Fahrradmitnahme wäre in den neuen Fahrzeugen der Pöstlingbergbahn technisch möglich gewesen, aber der Kunde, die Linz Linien, wollte es nicht“, so die Auskunft des Fahrzeugherstellers Bombardier. Auch die Behörde hätte laut informellen Informationen keine Probleme mit einer Radmitnahme, wenn es in den Fahrzeugen vorgesehen wäre. Die Initiative FahrRad hat für die Eröffnung eine Postkartenserie zur fehlenden Radmitnahme herausgegeben, von der 111 Karten an die Linz Linien versendet wurden, und wird weitere Gespräche mit den Verantwortlichen führen, auch im Hinblick auf eine generelle Radmitnahme bei den Linz Linien.
Wenn man nicht will ...
... fallen einem hundert Gründe ein, warum etwas nicht geht. So erlebt beim Gespräch im Oktober 2009 mit dem Betriebsleiter der Linz-Linien bezüglich Fahrradmitnahme in den Straßenbahnen und der Pöstlingbergbahn. Die Linz-Linien wollen keine Haftung übernehmen, wenn etwas passiert: es könnte ja jemand schmutzig werden, ein Rad könnte jemand auf die Zehen fallen … Außerdem sind die Straßenbahnen meistens so voll, dass man mit einem Fahrrad ohnehin keinen Platz hätte. Auch der Hinweis, dass Radfahrer ihr Gefährt ohnehin nur im Ausnahmefall - bei Regen oder einem Patschen mit der Bim transportieren möchten, konnte nicht überzeugen. Und das Argument, dass man das Rad in Innsbruck in den Öffentlichen Verkehrsmitteln problemlos mitnehmen kann, wurde gekontert mit der Bemerkung, es gäbe dort "eh laufend Schererein". Ursprünglich war das Hauptargument gewesen, die Behörde würde eine Fahrradmitnahme nicht erlauben. Dies konnte jedoch glaubhaft widerlegt werden, so dass sich die Linz-Linien zumindest nicht mehr hinter jemand anderem verstecken können.
Nachdem die Initiative FahrRad ein gutes Gedächtnis hat, möchten wir an einen Brief der - damals noch - ESG erinnern, in dem eine mögliche Fahrradmitnahme mit der Einführung der Niederflurstraßenbahnen in Aussicht gestellt wurde.
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