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Sonntag, 31. Januar 2021
Montag 17. November 2008

Nibelungenbrücke: Initiative FahrRad fordert beidseitigen Ausbau mit attraktiven Anbindungen

Rubrik: Aktuelles Linz, Nibelungenbrücke
Von: Mirko Javurek

Die Machbarkeitsstudie hat gezeigt, wie eine Verbreiterung der Brücke möglich ist. Die Politiker wollen jedoch eine halbe Lösung: nur die Westseite soll verbreitert werden, und die wichtige Rampenverbindung zum Donauradweg Richtung Puchenau soll ebenfalls eingespart werden. Die Initiative FahrRad fordert, dass auf beiden Seiten der Brücke sichere 2-Richtungs-Radwege mit attraktiven Anschlüssen eingerichtet werden.

Verbreiterung der Brücke durch zusätzlichen Träger, im Hintergrund die Wendelrampe beim Neuen Rathaus (aus Machbarkeitsstudie)

Ist-Zustand: zu geringe Sicherheitsabstände und zu schmaler Radweg, der nur in einer Richtung befahrbar ist

Mögliche Alternative zu den Wendelrampen: umwegfreie Rampe

Die Initiative FahrRad begrüßt die Absicht von Stadt und Land, die Situation des Radverkehrs auf der Nibelungenbrücke zu verbessern. Dies entspricht einer langjährigen und zentralen Forderung vieler Linzer Radfahrerinnen und Radfahrer. Die beabsichtigte Querschnittsgestaltung auf der Westseite der Brücke mit 2,5 m Gehsteig und 3,0 m Radweg und einem Sicherheitsstreifen zur Fahrbahn von einem Meter stellt eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Ist-Zustand dar. Genau so wichtig wie die Verbreiterung des eigentlichen Tragwerkes ist aber auch die Ausbildung von attraktiven Zufahrtswegen. Es muss sichergestellt sein, dass man in Fahrtrichtung Norden direkt und klar geführt vom Hauptplatz zur Westseite der Brücke gelangt (Bereich Finanzgebäude West) und dass man in Urfahr ebenfalls in Fahrtrichtung Norden im Bereich des Neuen Rathauses auf einem Radweg in Richtung Fiedlerstraße gelangt.

Radfahrfreundliche Alternativen zu Wendelrampen nötig

Die in der Machbarkeitsstudie vorgeschlagenen Wendelrampen, die auf der Westseite der Brücke auf beiden Ufern den Brückenradweg mit dem Donauradweg bzw. der Donaulände verbinden soll, erscheinen nicht sehr attraktiv, weil diese aufgrund der geringen Rampenneigung erfordern, drei volle Runden zu fahren. Hier bedarf es kreative Lösungen, die für den Radverkehr benutzungsfreundlich sind.

Auf der Urfahraner Seite könnte beispielsweise geprüft werden, ob die Rampen im Bereich der Fußgängerunterführung unter der Hauptstraße zwischen Neuen Rathaus und AEC so umgestaltet werden können, dass auch hier eine attraktive Verbindung für den Radverkehr von der Westseite der Brücke nach Urfahr Ost geschaffen werden kann. Die Unterführung ist sehr breit dimensioniert und wird kaum benützt. Für den Radverkehr von Linz in Richtung Urfahr Ost wäre damit ein viel geringerer Höhenunterschied zu überwinden als bei den geplanten Wendelrampen (4,5 statt 9,0 m).

Zwischen der Brücke und Urfahr-West könnte statt der Wendelrampe eine Rampe erreichtet werden, die zunächst parallel zur Brücke verläuft, und erst beim Brückenkopf parallel zur Donau umschwenkt (siehe Foto), sodass die Rampe nicht zu weit nach Alt-Urfahr reicht und gleichzeitig aber kein Umweg für den Radverkehr entsteht.

Auf der Südseite der Brücke kann westseitig die bestehende verkehrsarme Rampe den Anschluss Richtung Wilhering übernehmen. Für den ostseitigen Anschluss zum Radweg an der Donaulände wäre ein Ausbau des gerade sanierten Steges über die Untere Donaulände auch mit wesentlich weniger Umweg verbunden als die Wendelrampe.

Verbreiterung auch auf der Ostseite

An der unbefriedigenden Lösung der Radfahrverhältnisse in Fahrtrichtung Nord für Radfahrer, die nach Urfahr Zentrum und Urfahr West wollen und weiterhin den Gehsteigradweg auf der Ostseite verwenden, würde sich bei Beschränkung des Ausbaues auf die Westseite nichts ändern. Es wird nicht möglich sein, den überwiegenden Teil des Radverkehrs von Linz nach Urfahr über die Westseite der Brücke und Fiedlerstraße und Bernaschekplatz zu lotsen, weil das für einen Teil der Zielpunkte einen Mehrweg darstellt.

Die Verbreiterung der Radwege auf der Nibelungenbrücke dient ja nicht nur der Ermöglichung des Radgegenverkehrs, sondern vor allem auch der Attraktivierung und Erhöhung der Sicherheit des Richtungsverkehrs nach Norden. Damit können diese regelmäßig auftretenden brenzligen Situationen (Kollisionsgefahr mit Fußgängern und Absturzgefahr auf die Fahrbahn) weitgehend vermieden werden. Auf der Ostseite treten solche Situationen besonders häufig auf, da über den alltäglich schon sehr hohen Fußgängerverkehr speziell bei Veranstaltungen wie Urfahraner Markt, Klangwolke oder Ars Electronica die Kapazitäten des Gehsteigs nicht ausreichen. Das Kulturhauptstadtjahr 2009 wird die Situation außerdem noch verschärfen.

Nachdem sich die Stadt Linz zur Einhaltung der RVS bekannt hat, wäre es nach fast einem Vierteljahrhundert Provisorium endlich an der Zeit, beidseitig ausreichende Breiten für den Radverkehr auf der Nibelungenbrücke zur Verfügung zu stellen. Unter Berücksichtigung der Bedeutung dieser Hauptachse, der Steigungsverhältnisse und dadurch stark unterschiedlichen Fahrgeschwindigkeiten, der teilweise starken Fußgängermengen, des zu erwartenden Radgegenverkehrs und auch des teils böigen Seitenwindes ist die geplante Breite von 3 m für den Radweg kaum größer als das Mindestmaß nach RVS.

Deshalb schlagen wir vor, auch die Verbreiterung an der Ostseite unmittelbar nach der Verbreiterung der Westseite in Angriff zu nehmen. Dabei muss aber auch eine Lösung für den Radverkehr (zumindest für die Fahrtrichtung Nord) vom dzt. Ende des Radweges in Höhe AEC bis zur Friedrichstraße gefunden werden. Außerdem muss auf der Ostseite der nördlichen Hauptplatzausfahrt ein Zweirichtungsradweg (entlang Finanzgebäude Ost) angeordnet werden, der auch den Radverkehr von der Brücke zum Hauptplatz aufnimmt.

Für die Verbesserung auf der Ostseite spricht auch, dass der Hauptteil des Radverkehrs in Richtung Norden weiterhin auf der Ostseite verlaufen würde. Sollte deutlich mehr Radverkehr auf die Westseite verlagert werden, würde die Leistungsfähigkeit der Rechtsabbiegespur des Kfz-Verkehrs von der Brücke zur Oberen Donaulände / Römerbergstollen am Brückenkopf Süd stark abnehmen, da die Radfahrer auf der Radfahrüberfahrt Vorrang haben und durch den nun in beiden Richtungen fließenden Radverkehr die Autofahrer viel öfter warten müssten.

Kosten auch bei Gesamtlösung vertretbar

Dadurch würden die Kosten zwar noch einmal deutlich steigen (lt. Studie ca. 10 Mio EURO), im Verhältnis zu den beabsichtigten Investition für den Kfz-Verkehr und den Öffentlichen Verkehr würde sich diese Investition am wichtigsten Punkt für den Radverkehr in Linz noch immer in einem vertretbaren Rahmen halten. Die Initiative FahrRad geht davon aus, dass durch diese wesentliche Attraktivierung der Nibelungenbrücke und den Wegfall dieses Nadelöhrs im Linzer Radverkehrsnetz rund 2.000 Radfahrer mehr diese für den Radverkehr wichtigste Brücke in Linz überqueren werden.

Die Investitionskosten pro täglichem Weg (spezifische Kosten) im Bezug auf die zusätzlichen Wege würden demnach betragen:

10 Mio EURO / 2.000 = 5.000,- pro täglichem Weg

Im Vergleich dazu soll für 5.000 zusätzliche Fahrgäste beim Regio-Liner über 500 Mio. EURO ausgegeben werden, das sind € 100.000,- pro täglichem Weg. Die spezifischen Kosten des Regio Liners sind damit ca. 20 mal so hoch als bei der beidseitigen Verbreiterung der Nibelungenbrücke.Der Regio-Liner soll rd. 2.000 Fahrgäste über die Donau führen, ca. gleich viele wie zusätzliche Radfahrer durch die Verbreiterung der Nibelungenbrücke aktiviert werden könnten. Doch während für die Radlösung „nur“ 10 Mio EURO erforderlich sind, ist für die Donauquerung des Regio Liners für die gleiche Zahl an Verkehrsteilnehmern der 10-fache Betrag auf zubringen, wenn man ca. ein Drittel der Kosten der 2. Schienenachse durch Linz hier ansetzt.

Beim Projekt Westring soll nur für die Erhöhung der Sicherheit für die 2. Tunnelröhren 200 bis 300 Mio EURO zusätzlich ausgegeben werden und das für 30.0000 Kfz pro Tag. Die Verbreiterung der Nibelungenbrücke wäre in erster Linie auch eine Maßnahme zur Erhöhung der Sicherheit für die Radfahrer auf der Nibelungenbrücke. Für die angenommenen 5.000 täglichen Radfahrer wären ca. 10 Mio EURO aufzubringen, also 2.000 .- je täglichem Radfahrer.Beim Projekt Westring müsste für dieses zusätzliche Sicherheitspaket 10.000,- je täglichem Verkehrsteilnehmer aufgewendet werden, also das Fünffache der Brückenverbreiterung für den Radverkehr.

Im Vergleich zu den oben erwähnten teuren Projekten für ÖV und MIV wären diese 10 Mio. Euro für den Radverkehr also eine kostengünstige Investitition.Die Nibelungenbrücke ist die wichtigste Donauquerung für den Radverkehr in Linz. Mit 10 Mio. Euro kommt die beidseitige Verbreiterung der Nibelungenbrücke deutlich billiger als die vor einigen Jahren geplante Radbrücke über die Donau. Nachdem eine Verbesserung auf der Nibelungenbrücke auch bei Errichtung der Radbrücke notwendig geworden wäre, ist diese Konzentration auf die Nibelungenbrücke der effizienteste Mitteleinsatz.

Enormer Nutzen bei vergleichsweise geringen Kosten

In Salzburg wurden in den letzten Jahren 6 Mio EURO in die Verbesserung der Radinfrastruktur im Umfeld der Staatsbrücke investiert und dadurch einerseits die Sicherheit des Radverkehrs wesentlich erhöht, zum anderen aber vor allem durch die gesteigerte Attraktivität der Verbindungen die Radverkehrsmengen vervielfacht. Ähnliches ist im Falle des Ausbaues bei der Nibelungenbrücke in Linz zu erwarten.

Die 10 Mio EURO für die beidseitige Verbreiterung der Nibelungenbrücke wären die erste wirklich größere Investition in die Radinfrastruktur im Großraum Linz. Was dem Radverkehr wirklich zustehen würde hat die Initiative FahrRad bereits vor 4 Jahren in ihrer Studie über die Verhältnismäßigkeit der Verkehrsausgaben im Großraum Linz aus der Sicht des Radverkehrs angesprochen. In Anlehnung an die in den letzen Jahren im Nahbereich der Nibelungenbrücke errichteten bzw. im Bau befindlichen Kulturbauten Lentos, AEC und Südflügel des Schlosses wäre die Verbreiterung der Nibelungenbrücke wirkliche Verkehrskultur.Von den Vorteilen dieser 10 Mio € teuren Verbreiterung würden pro Jahr 1.000.000 RadfahrerInnen profitieren, ca. 4 mal so viele wie die Summe der Besucher des erwähnten 90 Mio € teuren Musemstrios.

Bei Nichterrichtung der östlichen Verbreiterung Umwidmung einer Fahrspur als Mindestforderung

Sollte man sich zu dieser Gesamtlösung nicht durchringen können, dann wäre als Mindestforderung für den Radverkehr die Umwandlung des rechten Fahrstreifens in Richtung Norden für den Radverkehr zu sehen.Diese Spur könnte als Umweltspur nur von Radfahrern und Bussen (mit Tempo 30) Richtung Norden befahren werden. Die nach Norden führende dritte Spur ist verkehrstechnisch nicht wirklich notwendig und stellt in den Spitzenzeiten in erster Linie einen sehr teuren Stauraum für bis zu 40 Kfz dar. Gerade im Kulturhauptstadtjahr 2009 wäre es eine wichtige touristische Aufwertung, wenn der ostseitige Gehsteig zur Gänze den Fußgängern zur Verfügung gestellt werden könnte, die dann von Radfahrern ungestört Schnappschüsse machen und Linz an der Donau in aller Ruhe „in den Kasten holen“ könnten.

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