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Sonntag, 31. Januar 2021

Radständererhebung 2008

Erhebung durch die Initiative FahrRad OÖ

Die Initiative FahrRad OÖ hat im Auftrag des Magistrats Linz, Stadtrat Jürgen Himmelbauer, in der Zeit von Juni bis September 2008 eine Bedarfserhebung von Radständern im gesamten Gebiet der Stadt Linz durchgeführt. Dazu wurde das Stadtgebiet in 17 Erhebungsgebiete aufgeteilt, in denen von Mitgliedern der Initiative der Bedarf festgestellt wurde. Unterlagen dazu bildeten ein Erhebungsbogen, in dem der jeweilige Bedarf nach Standorten eingetragen und im Ausschnittsstadtplan des Erhebungsgebietes eingezeichnet wurde. Die Personen, die diese Erhebung durchführten sind allesamt erfahrene Linzer Alltagsradler.

Erhoben wurde einerseits der Bedarf an zusätzlichen Radabstellanlagen, andererseits ungeeignete Radständer, die durch zweckmäßige ersetzt werden sollten. Die Erhebung beschränkte sich nicht auf fehlende Radabstellanlagen auf öffentlichem Grund sondern schloss z. B. auch Wohnanlagen von Wohnbaugenossenschaften sowie private Flächen beispielsweise vor Geschäften mit ein. In diesen Fällen wird zu klären sein, wer für die Aufstellung von Radabstellanlagen bzw. den Ersatz ungeeigneter zuständig ist. Die Initiative FahrRad erwartet sich von Seiten des Magistrats eine Absprache darüber mit betroffenen Wohnbauträgern und anderen Besitzern privater Flächen, auf denen Radabstellanlagen errichtet werden sollten.

Geordnete und überdachte Abstellanlage...
... oder am Gehsteig an die Hausmauer gepresste Fahrräder?
Neu errichtete Fahrradabstellanlagen werden sofort gut genützt (Gärtnerstraße 17)

Vorbildliche überdachte Radabstellanlagen in der Nähe des Hauseingangs: Genossenschaftsbau Kaisergasse

Bedeutung geeigneter Radabstellanlagen

Gute Radabstellanlagen sind ein Schlüsselkriterium für die Verwendung des Fahrrades als Alltagsverkehrsmittel. Soll also der Radverkehr gefördert werden, müssen auch die Abstellanlagen so attraktiv sein, dass sie den Anforderungen potenzieller RadfahrerInnen genügen, also jener, die zwar viele Wege mit dem Rad erledigen könnten, dies aber derzeit noch nicht tun.

Gute Radabstellanlagen sind ein positives Signal an aktive und potenzielle RadfahrerInnen, dass der Radverkehr erwünscht ist und RadfahrerInnen willkommen sind. Gleichzeitig ermöglichen sie ein geordnetes Abstellen, wodurch einerseits das Stadtbild vorteilhaft beeinflusst wird und andererseits die übrigen Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, andere Radfahrer, Autos) nicht von wild hinterlassenen Fahrrädern behindert werden.

Geeignete Radabstellanlagen an belebten, gut beleuchteten Stellen bedeuten auch weitgehend einen Schutz gegen Fahrraddiebstahl und Beschädigung.

Der Bedarf

Die Erhebung ergab einen Bedarf an Fahrradabstellanlagen für insgesamt 10.000 Fahrräder.

Diese rd. 10.000 Radständer setzen sich zusammen aus rd. 6.000 neu zu errichtenden Fahrradabstellplätzen, rd. 2.800 Radabstellplätzen, die aufgrund ungeeeignter Modelle ausgetauscht werden sollten und der Erweiterung bestehender Abstellanlagen um rd. 1.000 Plätze.

Die vielleicht sehr hoch erscheinende Anzahl an Radständern interpretieren wir als Zeichen dafür, dass derzeit noch viel zu wenige vorhanden sind. Positiv angemerkt werden muss, dass in der Innenstadt in den letzten Monaten eine beachtliche Anzahl hochwertiger Radständer aufgestellt wurden.

Obwohl der Entwurf der Bautechnikverordnung (BauTV) die Anzahl der Stellplätze für Fahrräder nur für neu zu errichtende Gebäude vorschreibt (siehe Anhang), ist daraus doch zu entnehmen, dass je nach Art und Verwendung eines Gebäudes ein Mindestbedarf gegeben ist, der, wenn auch noch nicht gesetzlich geregelt, ebenso für bestehende Gebäude vorhanden ist. Wenn man sich diese Tatsache vergegenwärtigt, ist die erhobene Anzahl an Radständern im Gebiet der Stadt Linz verständlich und nachvollziehbar. Dass neu errichtete Fahrradabstellanlagen sofort gut genützt werden zeigt z.B. das Foto vom Fahrradabstellplatz in der Gärtnerstraße 17 (siehe Foto).

Hoher Bedarf bei besonderen Aufstellungsorten

Mit Ausnahme von Kleinhausbauten sieht die BauTV jeweils einen Mindestbedarf von je 5 Fahrrad-Stellplätzen für Wohnungen, Heime, Bauten mit Arbeitsplätzen, Kunden- oder Besucherfrequenz sowie Bildungseinrichtungen vor, der sich je nach Nutzfläche bzw. Anzahl an Besuchern, Kunden oder ArbeitnehmerInnen erhöht.

Bei der Erhebung konnten die erhebenden Personen immer wieder feststellen, dass besonders auch bei öffentlichen Einrichtungen, Veranstaltungsgebäuden, Sportstätten, und Geschäften keine, zu wenige oder unzureichende Radabstellanlagen vorhanden sind.

Dasselbe gilt für Wohnanlagen der verschiedenen Wohnungsgesellschaften bzw. – genossenschaften, wobei oft nicht einmal dann entsprechende Radabstellanlagen in der Nähe der Hauseingänge vorhanden sind, wenn es z.B. direkt davor eigene Parkplätze für Autos gibt. Es gibt aber auch positive Beispiele, wie etwa vor einem Genossenschaftsbau in der Kaisergasse. (Siehe Fotos Nr. 2 u. 3). Die Radständer selbst sind zwar leider Felgenkiller, aber die Überdachung, die Absperrmöglichkeit und die stufenlose Ein- und Ausfahrt in der Nähe der Haustür sind gut gelöst. Ein weiteres positives Beispiel sind Wohnanlagen der WAG auf dem Keferfeld (siehe Foto). Hier sind die Radständer unmittelbar neben dem Hauseingang platziert und entsprechen auch den im Planungshandbuch Radverkehr (Meschik, 2008) definierten Anforderungen.

Ebenso mussten wir feststellen, dass auch bei von der Stadt Linz geförderten Sportstätten nicht die erforderlichen Radabstellanlagen vorhanden sind. Bei manchen dieser hier aufgezählten Einrichtungen fanden sich einige wenige „Felgenkiller“ vor, die leider nur den Eindruck einer Alibifunktion erwecken. Ebenso fehlen meist entsprechende Radständer an den Eingängen zu Parkanlagen.

Hauptbahnhof Linz: Fahrräder, die nicht in den „Käfig“ wollen.
Mühlkreisbahnhof: überdachte Radständer, aber viel zu kleine Abstellfläche
Mühlkreisbahnhof: überdachte Radständer, aber viel zu kleine Abstellfläche
Bahnhof Terfens/Tirol: Hinweistafel der ÖBB zur Entfernung von Radleichen

Einige Anregungen

Bei der Erhebung wurden von den erhebenden Personen einige Anregungen festgehalten, die wir hier weitergeben möchten:

Wichtig erscheint bei der „Nachrüstung“ der Fahrradabstellanlagen, den Hinweis aus der BauTV aufzugreifen und sofern die erforderliche Zahl mehr als 5 beträgt eine Überdachung vorzusehen. Dies gilt vor allem für Abstellanlagen, wo Fahrräder für längere Dauer abgestellt werden. Öfters wäre unabhängig von der erforderlichen Anzahl eine Überdachung möglich, wenn die örtlichen Gegebenheiten entsprechend genutzt würden.

Eine Idee ist bei Bushaltestellen außerhalb der Innenstadt, anschließend an das Haltestellenhäuschen oder sonst im Haltestellenbereich (überdachte) Fahrradabstellanlagen aufzustellen. Diese Idee entstammt der Beobachtung, dass bei manchen Haltestellen mangels geeigneter Abstellanlagen Fahrräder ziemlich „wild“ hinterlassen vorzufinden sind. Eventuell wäre die fallweise gemeinsame Reinigung von Haltestellenbereich und Radabstellfläche eine ökonomisch sinnvolle Maßnahme.

Linz wird über kurz oder lang um einen städtischen Radverleih nicht herumkommen. Mit der Planung der Abstellanlagen sollten auch (je Stadtviertel) wichtige Stellflächen für die Leihräder definiert werden.

Bei Parkanlagen fehlen ebenfalls z. T. entsprechende Radständer. So wird angeregt, besonders bei den Eingängen zu und bei den Spielstätten in Parkanlagen Radabstellanlagen zu platzieren.

Hinweisen möchten wir auch an dieser Stelle auf die derzeit sehr Radfahrer-unfreundliche Lösung der Fahrradgarage am Hauptbahnhof, die zu einem „Fahrradkäfig“ umgestaltet wurde. Die Folge ist, dass immer mehr Fahrräder „nicht in den Käfig wollen“  (siehe Foto).

Auch am Mühlkreisbahnhof ist die Situation für Alltagsradler sehr unbefriedigend. Einerseits sind zwar ein guter Teil der Radständer überdacht, andererseits ist aber diese überdachte Abstellfläche viel zu klein und deshalb heillos überfüllt. Auch der verwendete Ständertyp ist nicht empfehlenswert. (Siehe Fotos). Die Folge sind beschädigte und wild abgestellte Fahrräder, die den Eindruck erwecken, als wäre eine Zunahme des Radverkehrs im Sinne von Bike & Ride nicht erwünscht. Dies, obwohl Studien zeigen, dass bei entsprechenden Gegebenheiten der Verkehrsanteil von Radfahrern, die als Ausgangs- oder Zielpunkt einen Bahnhof benützen, mindestens doppelt so hoch ist, wie bei anderen Standorten (Meschik: Planungshandbuch Radverkehr, 2008).

Fahrradabstellanlagen benötigen eine in großen Intervallen durchgeführte Wartung. Sie können von PKW angefahren und beschädigt sein, Teile können abbrechen und zu Verletzungen führen. „Fahrradleichen“ sind oft mit freiem Auge erkennbar (wesentliche Teile von Rädern wurden entwendet, …). Eine Entsorgung dieser Räder sollte mit einem Hinweis auf dem betreffenden Rad: 'dieses Rad wird in 2 Monaten, am … entsorgt' mittels Klebefolie angekündigt und dann durchgeführt werden.

Radständer Typ Felgenkiller, wird nicht verwendet, da zu weit vom Eingang entfernt (PRO Kaufhaus Urfahr)
Radständer Typ Felgenkiller vor dem Eingang: leider nicht überdacht und hoffnungslos unterdimensioniert, …
… wie die unzähligen „wild“ abgestellten Fahrräder beweisen (PRO Kaufhaus Urfahr)
Umzuwidung von Autoabstellflächen zu Radabstellanlagen (Beethovenstraße)

Wo sollen allgemein Radabstellanlagen aufgestellt werden

Wenn die Förderung des Radverkehrs als umweltfreundliche, siedlungsverträgliche Verkehrsart, die keinen Lärm macht und wenig Platz braucht ernst genommen wird, dann müssen Fahrradabstellanlagen direkt an wichtigen Quell- und Zielpunkten des Radverkehrs situiert werden, also mit kurzen Zu- und Abgangsmöglichkeiten.  Ansonsten werden sie nicht angenommen, was dazu führt, dass die Fahrräder dann doch wieder wild abgestellt werden. (Siehe Fotos). „Viele Leute werden das Fahrrad schon aus Bequemlichkeit wählen, sofern es direkt beim Eingang steht und bis zum Auto ein kleiner Fußmarsch in Kauf genommen werden muss.“  (Meschik: Planungshandbuch Radverkehr, 2008)

Wenn notwendig, ist für die Aufstellung von Radabstellanlagen auch eine Autoabstellfläche im Straßenraum umzuwidmen, wie die Beispiele in der Beethovenstraße und der Kroatengasse vorbildlich zeigen (siehe Foto). Bei diesen Beispielen wird außerdem sehr schön deutlich, wie wenig Platz Fahrräder im Unterschied zu PKWs benötigen. Auf den umgewidmeten Parkplätzen finden jeweils nicht weniger als 8 bzw. 9 Fahrräder gut Platz!

Wo fehlen in Linz Fahrradständer?

Wir haben versucht, die vielen Vorschläge für neue Abstellplätze etwas zu strukturieren. So haben wir ca. 20 Kategorien definiert, wo eine Zuordnung zu bestimmten Nutzungen durchgeführt wurde. Dominant ist der Bedarf für Fahrradabstellanlegen im Wohnungsumfeld, wobei hier nur ansatzweise der tatsächliche Bedarf erhoben wurde. In einzelnen Stadtteilen wurde gar kein Bedarf im Wohnumfeld erhoben. Dieser liegt mit Sicherheit um das Mehrfache höher. Wenn man bedenkt, dass geeignete Radständer dzt. fast ausschließlich von der Stadt Linz und nur vereinzelt von Wohnbauträgern aufgestellt werden und der Rest durchwegs in die Kategorie „Felgenkiller“ fällt, dann kann man sich den enormen zukünftigen Bedarf im Wohnumfeld in Linz ausmalen. An 2. Stelle folgt der Bedarf für Schulen und Ausbildungsstätten , an 3. Stelle Geschäfte. Mit diesen 3 Kategorien ist schon rd. 60 % des Gesamtbedarfes abgedeckt. Weiterer großer Bedarf existiert für Haltestellen des Öffentlichen Verkehrs, für Abstellanlagen im Bereich der Gastronomie und im Umfeld von Kirchen.

Kriterien für Radabstellanlagen

Für Radfahrer muss die Radabstellanlage folgende Kriterien erfüllen (nach Meschik: Planungashandbuch Radverkehr, 2008): 

  • Sie befinden sich möglichst direkt am Ziel (z.B. bei Bahnhöfen an allen Eingängen und in Bahnsteignähe);
  • Abstellanlagen sind ohne Niveauunterschied sowie direkt, ungehindert und fahrend erreichbar;
  • Das Ein-/Ausparken sowie das Versperren des Rads sind einfach und ohne Kraftaufwand möglich;
  • Das Abstellsystem hält unterschiedlich große Fahrräder stabil, möglichst über dem Schwerpunkt;
  • Überdachte bzw. eingehauste Abstellanlagen schützen vor Witterungseinflüssen;
  • Unterschiedliche Radtypen sind ohne spezielle Ausrüstung sicher anzuschließen. Die Funktionsweise der Abstellanlage ist eindeutig erkennbar und verständlich;
  • Die Nutzung der Abstellanlage ist kostenfrei, hochsichere Anlagen sind erschwinglich:
  • Abstellanlagen bieten ausreichend Sicherheit und verhindern Diebstahl oder Beschädigungen weitgehend;
  • Die Abstellanlagen unterliegen sozialer Kontrolle, sind an belebten Stellen untergebracht und gut beleuchtet;
  • Wegweisung und deutliche Kennzeichnung leitet - falls nötig - zu den Stellplätzen.

Für die Betreiber der Abstellanlage (Kommune, Verkehrsunternehmen) sind folgende Kriterien wichtig:

  • Geringe Investitionskosten;
  • Geringe laufende Kosten (Personalkosten, Reinigung, Wartung), ev. Amortisation durch Abstellgebühr oder Nebennutzung (Service, Ersatzteilverkauf, etc.);
  • Kundengewinnung/-bindung z.B. im ÖV (Bike & Ride).

In Bezug auf die Lage der Abstellanlage gilt, dass sie umso näher beim Ziel sein muss, je kürzer die Aufenthaltsdauer am Ziel ist (Tabelle):

Aufenthaltszeit Zulässige Entfernung Diebstahlschutz
Sehr kurz Max. 15 m gering
Bis 2 Stunden Max. 30 m mittel
Langfristig Max. 260 m hoch

Abhängigkeit zwischen Aufenthaltsdauer am Ziel und erforderlicher Nähe der Abstellanlage zum Ziel

Ausführung von Abstellanlagen

Fahrradabstellanlagen sind so auszuführen, dass sie einfach zu bedienen und ohne Gefährdung benutzbar sind. Die abgestellten Fahrräder dürfen nicht beschädigt werden, und die Gefahr des Diebstahls muss bei Verwendung handelsüblicher Schlösser gering gehalten werden können (Meschik: Planungashandbuch Radverkehr, 2008).

Diebstahlsicherheit

  • Zumindest der Rahmen und ein Laufrad müssen mit konventionellen Schlössern (Bügel- oder Seilschloss) an nicht demontierbaren Teilen angeschlossen werden können.
  • Die Abstellanlage muss ortsfest sein (Forderung seitens der Rad - Diebstahlversicherungen), also nicht nur aufgestellt, sondern auch am Boden verankert.
  • Die Abstellanlage muss aus widerstandsfähigem Material bestehen und darf nicht demontierbar sein.

Schutz vor Beschädigung des Fahrrads, stabiles Abstellen

  • Von der Abstellanlage dürfen keine außergewöhnlichen Belastungen auf das Fahrrad übertragen werden. Moderne Felgen sind nicht dazu geeignet, seitliche Kräfte aufzunehmen. Vorderradbügel oder – halter können bei Rädern beträchtliche Schäden an den Speichen (Dehnung) und der Felge (Verbiegen, „Achter“) verursachen, da das Fahrrad nicht gegen Umkippen (Windkräfte) gesichert wird.
  • Die Befestigung des Fahrrads soll möglichst hoch, jedenfalls über dem Schwerpunkt möglich sein. Dies ermöglicht Be- und Entladen des Gepäckträgers, Kindersitzes etc., ohne dass das Rad zusätzlich festgehalten werden muss.
  • Die Oberfläche der Abstellanlage muss aus einem Material sein, das weicher ist als der Lack des Fahrrads, sodass bei einer Bewegung des Fahrrads an der Abstellanlage das Fahrrad nicht zu Schaden kommt.
  • Die Abstellanlage muss so gestaltet sein, dass auch aus der Verwendung durch andere Personen kein Beschädigungsrisiko für das Fahrrad besteht (Abstand zwischen den Rädern, Platzbedarf zum Manövrieren etc.).

Witterungsschutz

  • Je länger das Fahrrad abgestellt ist, desto wichtiger ist es, das Rad vor Witterungseinflüssen zu schützen. Für Dauer – Abstellanlagen empfiehlt sich daher zumindest eine Überdachung der Anlage, eine Einhausung wäre noch besser. Eine ordnungsgemäße Entwässerung und auch bei feuchter Witterung begeh- und befahrbare Zubringeranlagen sollten selbstverständlich sein.

Soziale Sicherheit

  • Die Abstellanlage ist so anzulegen, dass die Verwendung kein soziales Risiko darstellt, das heißt, dass bei der Benützung kein unerwünschter Kontakt zu fremden Personen in Kauf genommen werden muss. Die Abstellanlage ist folglich übersichtlich, einsehbar, überschaubar und von außen kontrollierbar auszuführen.
  • Für ausreichende Beleuchtung ist zu sorgen. Damit werden Bedienkomfort und soziale Sicherheit gewährleistet, Vandalismus und Diebstahl verhindert.

Radständerbewertung

Für die Auswahl von geeigneten Fahrradabstellanlagen gibt es bereits einige Untersuchungen. Wir möchten dazu besonders auf die Radständerbewertung der ARGUS hinweisen.

Kosten

Geht man einmal davon aus, dass für die Aufstellung auf vorwiegend öffentlichen Flächen kein Grunderwerb notwendig ist, so bleibt neben der reinen Investition die Organisation der Aufstellung. Bei reinen Investitionskosten von rd. 100,- pro Fahrradabstellplatz kann man also von Gesamtkosten 200,- pro Fahrradabstellplatz rechnen. 10.000 Radständer würden demnach überschlägig rd. 2,0 Mio EURO erfordern. Für den Radverkehr in Linz viel Geld, aber im Vergleich zu den teuren Investitionen für den Autoverkehr doch nicht so viel: So hat man mit dieser Summe, die bei Gesamtumsetzung des für den Radverkehr ein markante Qualitätssteigerung im gesamten Stadtgebiet bedeuten würde, gerade einmal 50 (!) Parkplätze in der vor kurzem eröffneten Tiefgarage Promenade errichten können, also nur 10 % dieser einen Tiefgarage.

Einige der vorgesehenen neuen Radabstellplätze – vorwiegend in der Innenstadt - müssten im Bereich von Kurzparkzonen situiert werden. In Summe sind ca. 7 % der vorgeschlagenen Abstellplätze (in Summe rd. 650) dort vorgesehen. Geht man davon aus, dass auf der Größe eines Kfz-Parkplatzes rd. 7-9 Fahrräder untergebracht werden können, so wären für die vorgeschlagenen Plätze in der Linzer Innenstadt 70-90 Kfz-Parkplätze umzuwidmen, was nur rd. 1,5 % der rd. 5.000 Kurzparkzonenplätze ausmacht. Nachdem in Linz seit 2003 fast 3.000 neue Tiefgaragenplätze errichtet worden sind, würden die wegfallenden Parkplätze eine vernachlässigbare Größe sein. Vor allem auch dann wenn es gelingt, den einen oder anderen Verkehrsteilnehmer dadurch dauerhaft zum Radfahren, der dann nicht nur beim ruhenden Verkehr sondern auch im fließenden Verkehr deutlich weniger Platz beansprucht als der Autofahrer. Nachdem ein Fahrradabstellplatz rd. 1 m² beansprucht, wären das für 650 Radabstellplätze rd. 650 m². Das wäre rd. ein Hunderttausendstel der öffentlichen Verkehrsflächen in Linz bzw. nur rd. 0,25 % der Verkehrsflächen in der Linzer Innenstadt.

Laut VCÖ erspart jeder Radfahrer der Kommune rd. 2.000,- pro Jahr. Die oben erwähnte Gesamtsumme von 2 Mio Euro wäre als schon herinnen, wenn nur 100 Personen (bzw. 0,05% der Bevölkerung von Linz) über einen Zeitraum von 10 Jahren dauerhaft auf's Rad umsteigen. Flächendeckend gute Abstellanlagen sind eine wichtige Voraussetzung, um mehr Leute zum Umsteigen auf's Rad zu bewegen, vor allem weil dort das Rad auch sicher abgesperrt werden kann.

Aufstellung der Fahrradabstellanlagen / Umsetzung der Ergebnisse der Erhebung

Wegen des hohen erhobenen Bedarfes ist sich die Initiative Fahrrad OÖ bewusst, dass die Errichtung der benötigten Fahrradabstellanlagen im gesamten Stadtgebiet von Linz sowohl beachtliche Investitionsmittel, als auch eine gewisse Zeit zur Durchführung bedarf. Wir erwarten uns daher nicht eine sofortige gänzliche Umsetzung, jedoch ein zügiges und konsequentes Herangehen, eine transparente Umsetzungsplanung und nachvollziehbare Verwirklichungsschritte.

Denkbar wären Schwerpunktprogramme der Stadt Linz in Kooperation mit bestimmten Partnern, z.B. mit Wohnbaugenossenschaften, wo - wie die Auswertung zeigt - der größte Handlungsbedarf existiert. Genauso wäre ein Schwerpunktprojekt mit Linzer Schulen denkbar. Dort wäre es wirklich höchste Zeit, einen Standard an geeigneten Radständern einzuführen. Außerdem sollte möglichst bald an jeder Linzer Schule jenes Maß an Radständern zur Verfügung stehen, dass sich aus der hoffentlich bald beschlossenen Verordnung in der oö Bautechnikgesetzen für Neubauten ergibt. Gerade bei Schülern werden die Wurzeln für die spätere Verkehrsmittelwahl gelegt

Darüber hinaus ist uns bewusst, dass Radabstellanlagen nur eine von vielen notwendigen Maßnahmen ist, um den Anteil der Alltagsradler am Individualverkehr in Linz zu erhöhen. Es dürfen daher wegen der Aufstellung von Radabstellanlagen die anderen notwendigen Maßnahmen wie z.B. der Lückenschluss von Radwegen nicht hintan gestellt werden.

2008-12-Radstaendererhebung.pdf

Studie als PDF-Dokument

8.6 M

2008-03-Radabstellanlagenerhebung.xls

Leere Erhebungstabelle im Excel-Format

25 K