Schwerpunktprogramm Radverkehrsförderung Großraum Linz 2012
Radverkehr hat in OÖ großes Potenzial - Experten sehen hohe Defizite in der Radverkehrsförderung
Im Entwurfspapier für ein Gesamtverkehrskonzept für den Großraum Linz haben Experten den Verkehr im Großraum Linz unter die Lupe genommen: der Weganteil des Fahrradverkehrs wird als „auffallend niedrig“ bezeichnet, was auf ein „großes Defizit in der Radverkehrsförderung und in der öffentlichen Wahrnehmung des Radverkehrs als Verkehrsmittel“ schließen lässt. Grundlegende Veränderungen der Planungs- und Entscheidungsprozesse seien notwendig, um die Ziele einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung zu erreichen und eine Verschärfung der bestehenden Verkehrsprobleme zu verhindern. Die Experten bestätigen damit die langjährigen Forderungen der Initiative FahrRad OÖ, dass nur durch massive gemeinsame Anstrengungen der Stadt Linz, der Umlandgemeinden und des Landes Oberösterreich das Ziel erreicht werden kann, Radfahren zu einem flächendeckend attraktiven Alltagsverkehrsmittel zu machen.
Woran es bisher scheitert
Die Ziele für eine Trendwende im Verkehr sind seit längerem in diversen Konzepten festgelegt. Dennoch ist keine Trendwende in der Verkehrsplanung im Großraum Linz in Sicht. Generell herrscht nach wie vor eine vorwiegend autoorientierte und zögerliche Verkehrspolitik und -planung. Im Besonderen stellt die Initiative FahrRad OÖ fest:
- Imagekampagnen für das Radfahren fehlen
- bei Verbesserungsmaßnahmen für den Radverkehr werden häufig erst Verkehrs-Großprojekte abgewartet (Waldeggstraße, Hinsenkampplatz)
- fehlende Bereitschaft Flächen umzuwidmen (Parkplätze, Fahrspuren)
- Einsatz geringer finanzieller Mittel zur Förderung des Radverkehrs, kaum Sonderbudgets für Großprojekte für den Radverkehr
- Sicherheitsargumente werden oft vorgeschoben gegenüber fahrradfördernden Maßnahmen (z.B: in Linz: Herrenstraße, Rampe Tiefgarage Bahnhof, Einbahnöffnungen), sehr unterschiedliche Bewertung bei Neuanlagen im Vergleich zu Bestand
- gemeindeübergreifende Planungen fehlen
- es gibt im Großraum Linz keine maßgeblichen (Verkehrs-)Politiker, die selbst Alltagsradler sind
- Personeller Mangel in der Radverkehrs-Planung (3-5 Personen alleine in Linz wären erforderlich)
Forderungen
Um den Alltagsradverkehr im Großraum Linz zu fördern und den Wegeanteil auf 15 % zu erhöhen, fordert die Initiative FahrRad OÖ die im Folgenden angeführten Maßnahmen. Viele Punkte davon sind auch im Manifest für ein radverkehrsfreundliches Österreich enthalten, dessen Umsetzung die österreichischen Radfahrinitiativen gemeinsam fordern.
1. Push-Maßnahmen, einschränkende Maßnahmen für den Autoverkehr
- Parkgebühren erhöhen auf 1,50 Euro pro Stunde
- Reduktion von Parkplätzen
- gebührenpflichtige Kurzparkzonen ausweiten
- verpflichtende Parkgebühren für Einkaufszentren (Verkehrserregerabgabe)
- Besteuerung von Gratis-Parkplätzen von Firmen
- Einrichtung von Umweltzonen
- Busspuren statt Autospuren, Öffnung für RadfahrerInnen
- Ampelschaltungen fahrradfreundlicher gestalten
- Zufahrtsbeschränkungen (City-Maut, Pförtnerampeln, …)
- Flächendeckend Tempo 30
2. Allgemeine Maßnahmen
- Beschlussfassung eines gemeindeübergreifenden Radverkehrskonzepts mit entsprechenden Prioritätensetzungen und zeitlichen sowie budgetären Planungen in allen Gemeinden im Großraum Linz
- Installierung von Radverkehrsbeauftragten in allen Gemeinden im Großraum Linz mit entsprechenden Kompetenzen sowie Ressourcen
- Erhöhung der Budgetmittel zur Förderung des Alltagsradverkehrs auf Landes- und Gemeindeebene: 15 % des Verkehrsbudgets (derzeit in Linz: 1-2 %)
- Schwerpunktaktionen und Großprojekte für den Radverkehr
- Einführung verpflichtender Radverträglichkeitsprüfungen in allen Gemeinden im Großraum Linz
- Schaffung von einheitlichen Radverleihsystemen in den Gemeinden im Großraum Linz
3. Infrastrukturelle Maßnahmen
- Erarbeitung und Umsetzung eines attraktiven und flächendeckenden Radroutennetzes für den Großraum Linz
- Einrichtung von Hauptradrouten
- gemeindeübergreifende Radverkehrsplanung, im speziellen gemeindeübergreifende Routen zwischen Linz und den Umlandgemeinden Leonding, Wilhering, Traun, Gallneukirchen/Engerwitzdorf, Steyregg, …
- Schaffung eines standardisierten Bewertungssystems zur Umverteilung der Straßenraumnutzung durch die unterschiedlichen VerkehrsteilnehmerInnen um Platz für den Radverkehr zu schaffen
- gezielte Maßnahmen zur Hebung der Sicherheit im Kreuzungsbereich: Analyse neuralgischer Stellen, rot markierte Radwegeübergänge, vorgezogene Radfahrstreifen, …
- flächendeckende Radabstellanlagen: Erhebung fehlender oder ungeeigneter Abstellanlagen in allen Gemeinden im Großraum Linz sowohl im öffentlichen Bereich als auch bei Wohnanlagen.
- Errichtung von Abstellanlagen an den erhobenen Stellen. Im Stadtgebiet von Linz wurde von der Initiative FahrRad 2008 ein Bedarf von rund 10.000 Stellplätzen erhoben.
- Mitnahmemöglichkeit von Fahrrädern in Öffentlichen Verkehrsmitteln in Linz: Pöstlingbergbahn sowie Straßenbahnen und Busse sowie im Regionalverkehr
4. Öffentlichkeitsarbeits- und Marketingmaßnahmen
- Erarbeitung und Umsetzung eines integrierten Konzepts für permanentes Marketing für das Alltagsradfahren auf Landes- sowie Gemeindeebene
- konzertierte Unterstützung der Aktion „OÖ radelt zur Arbeit“ durch die Gemeinden und Betriebe im Großraum Linz
- individuelle Mobilitätsberatung für potenzielle Umsteiger/innen: Info über günstigste individuelle Radrouten, Kombinationsmöglichkeiten ÖV - Fahrrad
- Zurverfügungstellen günstiger Radroutenkarten für den Großraum Linz, zusätzlich auch Online- und Smartphone-Applikationen.