Radkampagne OÖ 2009 – 2014
Die Intiative Fahrrad fordert für 2009 den Start einer fünfjährigen Radverkehrskampagne in Oberösterreich, die den Radverkehrsanteil verdoppeln soll.
Ausgangslage
„Der Fahrradverkehr weist im Sinne einer nachhaltigen Verkehrsteilnahme eine Reihe von Vorteilen auf, die derzeit auf Grund ungünstiger Bedingungen nicht realisiert werden. … Im Alltagsverkehr besteht großer Nachholbedarf …“ So heißt es im Gesamtverkehrskonzept Oberösterreich 2008, das im Jänner d. J. beschlossen wurde. OÖ hat derzeit einen Radverkehrsanteil von nur 6 - 7%. Rund die Hälfte aller in OÖ zurückgelegten Wege sind kürzer als 3 km, zwei Drittel aller Wege kürzer als 5 km. Ein Drittel der Wege bis 3 km wird mit dem Auto zurückgelegt. 2/3 aller Autofahrten sind kürzer als 5 km (Quelle: Verkehrserhebung des Landes OÖ 2001). Für rund 60 % dieser Autofahrten besteht keine objektive Notwendigkeit zur Benutzung des PKWs.
Die Radverkehrspolitik und Radverkehrsplanung in Oberösterreich ist auf 3 Ressortbereiche aufgeteilt: Straßenbau, Tourismus und Verkehrskoordinierung. Der Alltags-Radverkehr kommt dabei viel zu kurz. Der Schwerpunkt lag und liegt in Oberösterreich bei der Errichtung eines touristischen Radverkehrsnetzes.
Die Gemeinden werden bei ihren Bestrebungen zur Förderung des Alltags-Radverkehrs zu wenig motiviert und unterstützt. Im Vergleich zu anderen Bundesländern steht Oberösterreich in der Radverkehrsförderung deutlich zurück.
Klimaschutz: Der Verkehr ist in Oberösterreich bereits jetzt eines der Hauptprobleme für die Umweltbelastung. Mit einem Zuwachs von 90% bei den CO2-Emissionen seit 1990 ist der Verkehr in Oberösterreich Klimakiller Nummer 1. Ohne klare Trendwende in der Verkehrspolitik besteht keinerlei Chance, in OÖ die Kyoto-Ziele zu erreichen.
Entwicklungen und Trends: Seit 1992 ist der MIV (motorisierter Individualverkehr)-Anteil stark auf Kosten des Fußgängerverkehrs und des Öffentlichen Verkehrs gestiegen. Diese Verschiebung ist vorwiegend eine Folge des forcierten Ausbaues der Straßeninfrastruktur, der zunehmenden Motorisierung als Folge des wachsenden Wohlstandes, der anhaltenden Zersiedelung sowie der fehlenden Kostenwahrheit im Verkehr. Ohne wirksame gegensteuernde Maßnahmen lassen laut Prognosen des Landes OÖ die herrschenden Trends eine weitere Zunahme des MIV erwarten. Bezogen auf das Jahr 2001 mit 62 % MIV-Anteil ist bis zum Jahr 2011 eine Steigerung des MIV-Anteils an allen Wegen der OberösterreicherInnen auf 67 % und bis zum Jahr 2021 auf 71 % zu erwarten. Der Fußgängerverkehr (von derzeit 16 % auf 11 % im Jahr 2021) und der Radfahrverkehr (von derzeit 6 - 7 % auf 5 % im Jahr 2021) werden gemäß dieser Trendprognose stark abnehmen. Auch der Öffentliche Verkehr wird nach der Trendentwicklung in Zukunft Anteile verlieren.
Während mehrere andere Bundesländer das verkehrspolitische Potenzial des Radverkehrs entdeckt haben und entsprechende Radschwerpunkte und –Kampagnen durchgefürt bzw. gestartet haben oder gerade vorbereiten (Vorarlberg, NÖ: Radlandkampagne 2007 – 2012, Steiermark: Radschwerpunkt 2007 – 2012, Tirol: in Vorbereitung), gibt es in OÖ keinerlei verstärkte Bemühungen zur Förderung des Alltagsradverkehrs und keinerlei zusätzliche Mittel dafür. Im Gegenteil: Die ohnehin triste Situation hat sich insofern sogar noch verschlechtert, als der am Papier zuständige Radverkehrsbeauftragte seine Funktion offiziell ruhend gelegt hat, da ihm dafür keine zeitlichen Ressourcen zur Verfügung stehen. Bezeichnender Weise wurde das zuständige Gremium „Radland OÖ“, wo verschiedene Maßnahmen und Projekte zur Radverkehrsförderung überlegt werden sollten, seit rund eineinhalb Jahren zu keiner einzigen Sitzung einberufen. Kurzum: es gibt in den letzten Jahren so gut wie keine erkennbaren größeren Aktivitäten über das, was an touristischen Infrastruktur- und Werbemaßnahmen hinausgeht.
Ziel
Ziel sollte eine Verdoppelung des Radverkehrsanteils von 6 - 7 % auf 12 - 14% sein (zum Vergleich: Vorarlberg hat einen 14%igen Radanteil). Dies erfordert massive Anstrengungen auf verschiedenen Ebenen.
Der große Vorteil einer Steigerung des Alltagsradverkehrs besteht in der absoluten win-win-Situation für alle: mehr Radverkehr fördert die Gesundheit der Menschen, tut der Umwelt gut, reduziert den Ausstoß klimaschädlicher Abgase, trägt zu einer Verkehrsentlastung (des MIV) bei und ist im Vergleich zu allen anderen Verkehrsarten sehr kostengünstig. Das heißt, mit einer verstärkten Förderung des Radverkehrs sind ausschließlich Vorteile verbunden. So zeigt z. B. eine dänische Studie folgende Ergebnisse: Wird der Arbeitsweg regelmäßig mit dem Fahrrad zurückgelegt, erhöht sich die Lebenserwartung durchschnittlich um zwei Jahre. Menschen, die regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, sind so fit wie fünf bis zehn Jahre jüngere Personen.
Laut dem Entwurf des Masterplans für den Radverkehr (Lebensministerium 2006) könnten in OÖ zusätzlich 70.000 bis 100.000 tägliche Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Dies würde u. a. zu einer Reduktion der CO2-Emissionen zwischen 15.000 und 44.000 Tonnen führen. Bei einer Verdoppelung des Radverkehrsanteil würden 200.000 Wege pro Tag zusätzlich per Rad zurückgelegt werden, was CO2-Reduktionen zwischen 30.000 bis 88.000 Tonnen mit sich brächte.
Maßnahmen
Erforderlich ist ein Bündel verschiedener Maßnahmen auf mehreren Ebenen. Dabei sollte auf den Erfahrungen der Fahrradkampagnen anderer Bundesländer aufgebaut werden.
Grundsätzlich muss unterschieden werden zwischen Maßnahmen zur Förderung der Fahrradinfrastruktur sowie Soft Skills im Bereich Information, Bewusstseinsbildung und Imagearbeit.
Die folgenden Anregungen sind teilweise aus den Radschwerpunkten von NÖ und der Steiermark entnommen.
Infrastrukturmaßnahmen
- Erstellung eines Landesradverkehrskonzepts mit dem Schwerpunkt Alltagsradverkehr – siehe Gesamtverkehrsplan OÖ 2008
- Schaffung von Radverkehrs-NETZEN – regional und überregional
- Verstärkte Förderung von Fahrradprojekten in den Gemeinden verbunden mit einer qualifizierten Fachberatung durch das Land OÖ
- Sanierung bestehender Problemstellen (z.B. Durchziehen des Radwegs anstelle von Radweg-Ende im Kreuzungsbereich)
- Verpflichtende radfahrfreundliche Umgestaltung von entlasteten Straßen beim Bau von Ortsumfahrungen
- Förderung geeigneter Radabstellanlagen
- Erstellung verbindlicher Richtlinien für die Schaffung der Radverkehrsinfrastruktur
Bewusstseinsbildende und Image-Maßnahmen
- Kampagne „Mit dem Rad zur Arbeit“: in der Steiermark nahmen dabei im Vorjahr 1000 MitarbeiterInnen aus 80 Firmen über 2 Monate teil, in Deutschland, wo die Kampagne seit mehreren Jahren läuft, machten im Vorjahr 100.000 MitarbeiterInnen mit.
- Erstellung einer Internetplattform zu allen Themen des Radverkehrs in OÖ
- Kontinuierliche Pressekampagnen in verschiedenen Medien
- Bereitstellung von Unterlagen für Imagekampagnen der Gemeinden: Erstellungen von Plakaten, Broschüren, Foldern, Artikeln für Gemeindezeitungen, etc.
- Qualitätsmanagement-Audit für Gemeinden
- Schaffung eines „Netzwerks fahrradfreundlicher Städte und Gemeinden in OÖ“ und Verbesserung des Informationsaustauschs über Belange der Radverkehrsförderung
- Verkehrssicherheitskampagnen: „Radfahren mit Licht“, Radsicherheitstage in allen Bezirksstädten
- Schulschwerpunkte: Fahrradtrainings für Kinder auf der Straße, Wettbewerbe
Erforderliche Mittel
Für einen effizienten Radschwerpunkt, der tatsächlich zur Erreichung der oben definierten Ziele führen kann, sind zusätzlich zu den bestehenden Budgetmitteln mindestens 3 bis 5 Mio Euro pro Jahr erforderlich. Davon sollte nicht mehr als 50 % für Infrastrukturmaßnahmen und die anderen Mittel für Informations- und Imagemaßnahmen veranschlagt werden. Zum Vergleich: Das Straßenbaubudget der letzten Jahre in OÖ betrug zwischen € 200-300 Mio Euro.
Die Aufbringung der Mittel sollte einerseits aus internen Ressortumschichtungen, andererseits aus Mitteln der den Ländern zukommenden Mineralölsteuereinnahmen sowie aus Förderungen der klima:aktiv-Programme des Umweltministeriums erfolgen.
Bestellung eines oö. Radverkehrsbeauftragten
Ein zentraler Ansatzpunkt zu einer effizienten Förderung des Alltagsradverkehrs ist die Bestellung eines fachlich versierten, mit entsprechenden Kompetenzen und Ressourcen ausgestatteten vollbeschäftigten Radverkehrsbeauftragten/einer -beauftragten des Landes, der/die als Koordinierungs-, Vernetzungs- und Impulsstelle sowie als Ansprechpartner für Radverkehrsfragen auf Landes- und Gemeindeebene fungieren soll.
Derzeit fehlt es in vielen oö. Gemeinden an fundiertem Wissen darüber, wie Alltagsradverkehr wirkungsvoll gefördert werden kann. Und es fehlt vor allem eine realistische Einschätzung über das Problemlösungspotenzial, das im Radfahren steckt. Hier könnte ein Radverkehrsbeauftragter eine wesentliche Schlüsselrolle spielen, um radverkehrsfördernde Initiativen in Gang zu setzen, zu koordinieren sowie fachlich zu begleiten.
Aufgaben und Tätigkeiten des Radfahrbeauftragten
von LH-Stv. Haider in PK am 18. 4. 05 der Öffentlichkeit vorgestellt
- Beratung und Unterstützung von Gemeinden in Radverkehrsbelangen
- Förderung von kommunalen Radfahrkonzepten
- Leitung der "Plattform Radland Oberösterreich": Expertenrunde mit mehreren Landesdienststellen, dem KfV, VCÖ, Initiative FahrRadOÖ und ARBÖ zur Beratung von Gemeinden
- Information über Aktuelles im Radverkehr und Planungstipps via Newsletter an alle Gemeinden
- Förderung von Bike&Ride-Anlagen
- Beobachtung des Radverkehrsgeschehens (Verkehrserhebung des Landes, Unfalldaten etc.)
- Aufbau einer Radverkehrshomepage im Rahmen der Landeshomepage
- Abwicklung der Aktion Fahrradfreundliche Gemeinde
- Unterstützung des Radverkehrs am "Autofreien Tag"
- Kooperation mit der Exekutive in Verkehrssicherheits- und -rechtsfragen
- Koordinierung Verkehrssicherheitsprogramm
- Erstellung von Gutachten als Sachverständiger
- Mitwirkung bei der Erstellung von Richtlinien
Dieses Tätigkeitsprofil sollte in Absprache mit allen beteiligten Gruppen (Politik, Verwaltung, Radinitiative) aktualisiert und weiterentwickelt werden.
Vergleiche
Freizeitradverkehr – Alltagsradverkehr in OÖ
Donauradtourismus: 200.000 Radfahrer pro Jahr
Alltagsradwege in OÖ: 200.000 Radfahrer pro Tag (RV-Anteil 6,5 %)
Weiteres Potenzial in OÖ: zus. 200.000 Radfahrer pro Tag (Verdoppelung RV-Anteil auf 13 %)
Die Straßeninfrastrukturoffensive läuft, die Alltagsradverkehrsinitiative lässt auf sich warten!
Jedes Jahr wird vom Land OÖ verlautet:
Die Straßeninfrastrukturoffensive wird fortgesetzt!
Wir warten schon länger auf den Ausspruch:
Die Offensive für den Alltagsradverkehr wird gestartet!
Den Elan, der in den Ausbau der Straßeninfrastruktur in OÖ gesteckt wird, würden wir uns auch für die Förderung des Alltagsradverkehrs in OÖ wünschen.
Oberösterreich soll Radland Nr. 1 in Europa werden! (Zitat LR Hiesl)
Oberösterreich muss danach trachten, dass es beim Alltagsradverkehr nicht den Anschluss an das Mittelfeld in Österreich verpasst! Von einer Spitzenstellung in Österreich, geschweige denn Europa sind wir meilenweit entfernt! Die durchschnittliche Radnutzung beträgt in OÖ 160 km /Jahr, in Vorarlberg 400 km pro Jahr, in Holland über 800 km.